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Der Syrische Goldhamster (Mesocricetus auratus)

Syrischer Goldhamster

Unser aktuelles Anliegen ist eindeutig die Erhaltung eine genetisch variablen Goldhamsterpopulation, die gradlinig auf Importtiere aus Syrien in den Jahren 1998/1999 zurückgeht. Dieses mittelfristige Ziel erreichen wir durch den Zusammenschluss von engagierten Haltern innerhalb der BAG Kleinsäuger e.V. Die Bundesarbeitsgruppe ist zurzeit die einzige Institution, die sich in einem ex situ Programm um diese hochbedrohte Art kümmert. Das langfristige Ziel besteht im Aufbau eines in situ Programmes in Syrien, um den Goldhamster vor der Ausrottung zu bewahren. Sollte dies schon zu spät sein, werden unsere Tiere für eine Wiederansiedlung bereitgestellt.

 

Haltung: Vorweg – wer sich sehr für den Syrischen Goldhamster interessiert, dem sei das Buch

 „Der Goldhamster“ R. Gattermann, P. Fritzsche, K. Neumann NBB (die neue brehm bücherei) Bd.646, 2021 empfohlen. Es gibt einen umfassenden Überblick zu dieser Tierart.

 

Da der Goldhamster seit den 1930ern kontinuierlich gehalten wird, gibt es so viele verschiedene Ansätze und Möglichkeiten diese Tiere zu pflegen, dass die komplette Abhandlung aller Richtungen den Rahmen hier sprengen würden. Wir, als Bundesarbeitsgruppe Kleinsäuger e.V., kümmern uns nur um die Wildformen der verschiedensten Tierarten. Deshalb gehe ich hier nur auf die erfolgreiche Haltung und Vermehrung des „wilden“ Goldhamsters ein. Wir sprechen dann von Wildfangnachzuchten (WFNZ) bzw. Wildfang- Linien. Diese Tiere sind nicht genetisch verändert, entsprechen also im äußeren Erscheinungsbild dem Tier im natürlichen Verbreitungsgebiet. Wir sind bemüht eine große genetische Variabilität in unseren Beständen zu erhalten. Dies heißt, dass jedes Tier zur Zucht eingesetzt wird, um unverwandte / gering verwandte Hamster zu bekommen. 

„Tierrechtler“ sagen, dass kein Tier gehalten werden sollte - „Tierschützer“ sagen, dass Hamster mindestens 2m lange Terrarien benötigen. Der deutsche Staat legt in dem „Gutachten über Mindestanforderungen an die Haltung von Säugetieren“, 2014 folgende Größe für die Haltung von einem Mittelhamster fest – Gehege von 0,5m² Grundfläche mit einer Höhe von 50cm. Also kann ein einzelner Goldhamster, und Mittelhamster werden immer solo gehalten, in einem Terrarium von 100x50x50cm gepflegt werden. Essenziell ist die Möglichkeit ein Versteck aufsuchen zu können. Dies kann ein angebotenes Haus aus Holz sein. Auch ein hohes Bodensubstrat, in dem der Hamster ein eigenes Nest bauen kann, ist eine Alternative. Als Grundeinstreu bieten sich handelsübliche Sägespäne an. Sie saugen den Urin sehr gut auf. Dieser wird nur in einer Ecke des Geheges abgegeben und kann täglich entfernt werden. Heu sollte ebenso ständig zur Verfügung stehen. Aus ihm baut der Hamster sein Nest. Wenn nun noch Kletteräste bereitstehen, ist das Terrarium fertig eingerichtet. Die Äste dienen dem Hamster dazu, seinen Bewegungsdrang nicht zu eintönig auszuleben. Nicht die Grundfläche einer Tierunterkunft, sondern die Gestaltung macht ein Gehege erst artgerecht und attraktiv. Ihr könnt auch Steine oder mit Erde gefüllte Schalen anbieten. Eventuell einfach mal wechseln, um immer wieder neue Anreize zu geben. Auch ein Laufrad ist eine gute Alternative. Inzwischen haben wissenschaftlich geführte Untersuchungen ergeben, dass die täglichen Runden im Rad eher positive Auswirkungen auf das Empfinden haben.

Neben dem Versteckplatz und der Möglichkeit den Körper in Form zu halten sind zwei weitere Punkte zu beachten. Wasser ist bei der täglichen Gabe von Grünfutter nicht notwendig. Da nicht jeder die Möglichkeit hat, ständig an gute schadstofffreie Wildkräuter (Löwenzahn, Vogelmiere, Wegerich etc.) zu gelangen, empfehlen wir das ständige Angebot von sauberem Wasser. Trinknäpfe sind erhöht anzubieten, Wasserflaschen regelmäßig zu reinigen. Das Futter muss aus einer Mischung verschiedenster Sämereien, Blüten und getrockneten Pflanzenteilen bestehen. Es sollte einfach im Becken verteilt werden, um den Hamster zusätzlich zu beschäftigen. 1 Esslöffel pro Tag und Tier ist ausreichend. Zusätzlich können gelegentlich Insekten gereicht werden. Diese gibt es auch im getrockneten Zustand. Sehr gute Hamsterfuttermischungen enthalten schon ausreichend Proteine. Hier sind es oft Bachflohkrebse und Mehlwürmer. Während der Zucht ist eine Gabe von tierischen Bestandteilen essenziell. Neben den erwähnten Insekten können dies ebenso gekochtes Ei oder Katzentrockenfutter sein.

Grundsätzlich sollte ein Hamster eher in einem ruhigen Raum stehen, da er tagsüber schläft. Er ist ein gutes Beobachtungstier für berufstätige Menschen und ältere Kinder. Zur direkten Interaktion, streicheln, kraulen ist er weniger geeignet. Ein Leckerli von der Hand nehmen sie gerne.

 

Systematik: Der Goldhamster wird mit 3 weiteren Arten aktuell zu den Mittelhamstern gestellt. Zur Gattung Mesocricetus gehören neben dem Syrischen Goldhamster Mesocricetus auratus der Rumänische Hamster M. newtoni, der Türkische Hamster M. brandti sowie der Schwarzbrusthamster M. raddei. Alle gehören zur Familie der Cricetidae (Wühler) innerhalb der Ordnung der Rodentia (Nagetiere).

 

Habitus: Der Goldhamster ist ein walzenförmiges Nagetier mit sehr kurzem Schwanz. Die Länge beträgt 16cm und die Ohren und Augen sind deutlich zu erkennen. Auffällig ist die orange Fellfarbe. Die Bauchseite ist hell gefärbt und weist im Kopfbereich schwarze Flecken auf. Die kurzen Beine mit den breiten Füssen befähigen ihn zum Graben.

 

Verbreitung/Lebensraum: Der Syrische Goldhamster hat ein recht kleines Verbreitungsgebiet von knapp 150 x 100km Größe. Der Schwerpunkt liegt in der Hochebene von Aleppo. Aber auch in der südlichen Türkei kann er angetroffen werden. Der bevorzugte Lebensraum wird stark landwirtschaftlich genutzt, so dass die Tiere sehr häufig auf Feldern leben. Die ehemaligen Grassteppen liegen in einem kontinentalen Winterregenklima welches durch trockene Sommer geprägt ist. Der Boden muss grabfähig sein, damit der Hamster seinen unterirdischen Bau anlegen kann. Deshalb verhindern natürliche Barrieren wie Halbwüsten und Gebirge eine Ausbreitung.

 

Lebensweise: Wie die meisten Hamster, ist auch der Syrische Goldhamster ein Einzelgänger. Er legt sich selbstständig einen Bau an, der immer nur einen Eingang mit anschließender Fallröhre besitzt. Je länger der Bau genutzt wird, desto verzweigter wird er. Die meiste Zeit des Tages wird unterirdisch verbracht. Kurze Ausflüge an der Oberfläche dienen der Futtersuche und der Paarung. Da Hamster in den Wintermonaten keine Nahrung finden, tragen sie im Herbst einen Vorrat an Sämereien zusammen. Die kalte Jahreszeit verbringen sie unterirdisch. Die Ruhephasen werden immer wieder von Wachphasen unterbrochen, in denen Nahrung aufgenommen wird. Der Hamster ist also kein echter Winterschläfer wie der Bär oder Siebenschläfer. Sinkt die Temperatur im Bau unter 8°C fällt auch der Goldhamster in einen echten Winterschlaf, der aber wiederum öfter durch Wachphasen unterbrochen wird. Bietet ein Revier genügend Nahrung bleibt der Goldhamster vor Ort und verteidigt dieses gegen Eindringlinge. Mit knapp 3 Jahren ist die Lebenserwartung recht kurz, wobei dieses Alter in der Natur kaum erreicht werden wird. 

 

Ernährung: Der Syrische Goldhamster ernährt sich überwiegend pflanzlich. Im Frühjahr bilden eher grüne Pflanzenteile, im Spätsommer und während der Überwinterung Körner die Nahrungsbestandteile. Da alle geeigneten Lebensräume landwirtschaftlich genutzt werden, werden Nutzpflanzen in den Bau eingetragen. Beispiele hierfür sind Linsen, Kichererbsen, Weizen und Gerste. Zusätzlich erbeutet der Goldhamster noch Insekten. Wahrscheinlich bevorzugt in der Zeit der Jungtieraufzucht, um die benötigte Energie zu bekommen. Den Wasserbedarf decken die Tiere überwiegend aus den grünen Pflanzenteilen.

 

Fortpflanzung: Der Goldhamster ist alle 4 Tage empfängnisbereit und trägt nur 16 Tage. Da die Jungtiere nach 5 Wochen selbstständig sind, kann ein Weibchen theoretisch sehr viele Würfe in einer Fortpflanzungsperiode haben. Diese beginnt im Verbreitungsgebiet im März und endet im September. Es wird also von 3 eventuell 4 Würfen im Jahr ausgegangen. Die Anzahl der Jungtiere beträgt im Schnitt 8. Die Männchen durchstreifen die Gegend nach paarungswilligen Weibchen. Diese sind im Östrus aktiver und setzen vermehrt Vaginalmarken ab. Trifft ein Paar aufeinander, nimmt das willige Weibchen die Lordosestellung ein. Das Männchen paart sich dann mehrmals mit dem Weibchen. Anschließend trennen sich beide wieder und das Weibchen kümmert sich alleine um die Aufzucht der Jungtiere.

 

Bedrohung: Es ist sehr schwierig verlässliche Zahlen zu dem aktuellen Bestand im Verbreitungsgebiet zu bekommen. Da das Areal von natürlichen Barrieren eingekreist ist, gibt es keine Möglichkeit der Expansion. Die vorhandenen Gebiete werden stark landwirtschaftlich genutzt. Neben der zunehmenden Wasserknappheit (Versteppung) und der gezielten Bejagung (Schädling) stellt der Bürgerkrieg eine enorme Bedrohung da. Eventuell sind die Bestandszahlen von geschätzten 50.000 Tieren in den letzten Jahren stark zurückgegangen. Die IUCN hat reagiert und den Syrischen Goldhamster von „Vulnerable“ VU (gefährdet) auf „Endangered“ EN (stark gefährdet) hochgestuft.

 

 

 

 Quellen: „Der Goldhamster“ R. Gattermann, P. Fritzsche, K. Neumann NBB (die neue brehm bücherei) Bd.646, 2021

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Brantestr. 6
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